Zum ersten Mal überhaupt klagt eine Staatsanwaltschaft mit Donald Trump einen Ex-Präsidenten der Vereinigten Staaten an. Rund 30 Anklagepunkte sollen gegen ihn vorgebracht werden – keiner ist bisher offiziell bekannt. Die Anklage lautet: Schweigegeldzahlung an Stormy Daniels. Vorgeworfen wird ihm aber nicht die Zahlung selbst, die nicht illegal ist und die er nicht bestreitet, sondern sein Umgang mit ihr. Sie könnte mit Regeln zur Wahlkampffinanzierung in Konflikt stehen. Die genaue Anklageschrift wird aber erst bei der Verlesung bekannt.
Daniels und andere Akteure im Trump-Prozess dominieren derzeit die internationalen Schlagzeilen. Eine Übersicht über die wichtigsten Beteiligten:
Donald Trump, der Hauptdarsteller im Trump-Prozess. Der ehemalige US-amerikanische Präsident wird diesen Dienstag in New York zur Anklageverlesung erwartet. Somit ist er der erste US-Präsident in der Geschichte, der angeklagt wird.
Er soll im Jahr 2016 während seines Wahlkampfes Schweigegeld an Stormy Daniels bezahlt haben. Angeblich hatten die beiden im Jahr 2006 eine Affäre, kurz nachdem Trumps Ehefrau Melania Trump den gemeinsamen Sohn Barron auf die Welt gebracht hatte. Laut Daniels haben die beiden auch nach dem Wochenende monatelang Kontakt gehabt.
Stormy Daniels ist eine US-amerikanische Pornodarstellerin. Und ihretwegen wird Trump angeklagt. Er soll ihr im Jahr 2016 130'000 Dollar Schweigegeld gezahlt haben, um sie davon abzuhalten, über eine mögliche Affäre zwischen den beiden auszupacken. Trump bestreitet die Affäre, nicht aber, Geld bezahlt zu haben.
Daniels heisst mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford. «Das ist gewaltig und episch und ich bin stolz», sagt sie selbst zur Anklage. Inzwischen ist sie 44 Jahre alt, Mutter und wird bald eine Datingshow für schwule Männer moderieren.
Der New Yorker Anwalt kümmerte sich jahrzehntelang um Donald Trump und seine Affären. Nun ist er in der Trump-Anklage einer der wichtigsten Kronzeugen. Auf Cohens Aussagen stützen sich die Ermittlungen des New Yorker Bezirksstaatsanwalts Alvin Bragg.
Vor dem Kongress hatte Cohen im Jahr 2019 seine Vorwürfe untermauert: Er habe im Auftrag Trumps Schweigegeld an Daniels gezahlt. Cohen sagt, Trump habe die Erstattung des Schweigegeldes an ihn persönlich angewiesen, als er bereits Präsident gewesen sei. Er beschuldigte Trump also, sich im Amt kriminell verhalten zu haben.
Alvin Bragg ist der erste US-Staatsanwalt in der Geschichte, der einen ehemaligen Präsidenten anklagt. Damit dürfte es der erste schwarze Chef-Ankläger Manhattans zu internationaler Bekanntheit bringen. Als Gegenspieler von Ex-Präsident Donald Trump und, in der Konsequenz, Feindbild der amerikanischen Rechten.
Dabei gilt der 49-Jährige trotz seiner Zugehörigkeit zur demokratischen Partei als nicht übermässig interessiert an politischen Ränkespielen. Bragg wuchs in den 80er-Jahren im Manhattaner Viertel Harlem auf und erlebte Kriminalität am eigenen Leib: «Bevor ich 21 Jahre alt war, wurde sechs Mal eine Waffe auf mich gerichtet: drei Mal von Polizisten und drei Mal von Leuten, die keine Polizisten waren.»
Juan Merchan ist der Mann, vor dem sich Donald Trump am Dienstag verantworten muss. Er gilt als hart, fair und ist bekannt dafür, keine Mätzchen im Gerichtssaal zu dulden. Der 60-Jährige geniesst einen Ruf als harter, aber fairer Justizvertreter, der sich nicht beeinflussen lässt, auch wenn auf ihn persönlich abgezielt wird. Auch Donald Trump fürchtet sich vor ihm: «Er hasst mich», schrieb der angeklagte Ex-Präsident auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social.
Merchan ist ein Einwandererkind aus Kolumbien. Geboren in der Hauptstadt Bogota, wanderte er im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie in die USA aus. Dort wuchs er dann im New Yorker Stadtteil Queens, im Bezirk Jackson Heights, auf, ein zur Zeit seiner Jugend sozial schwaches Quartier, in dem viele Einwanderer lebten.
Der Rechtsanwalt Joe Tacopina ist das Gesicht von Donald Trumps Verteidigungsteam. Er wird landesweit als der «go to»-Strafverteidiger bezeichnet. Tacopina verurteilt die Anklageschrift des Staatsanwalts Alvin Bragg und sagte am Donnerstag gegenüber Fox News: «Ich war noch nie so wütend über eine Anklage, denn heute ist die Rechtsstaatlichkeit in den Vereinigten Staaten von Amerika gestorben.»
Er ist mit seiner Frau Tish verheiratet. Das Paar hat fünf gemeinsame Kinder. Er unterrichtet ausserdem den Harvard Trial Advocacy Workshop an der Harvard Law School.
Marjorie Taylor Geene ist eine berüchtigte radikale Abgeordnete. Nachdem Trump angeklagt wurde, rief sie zum Protest auf. Sie sprach von einer «verfassungswidrigen Hexenjagd» gegen Trump. Ausserdem wird sie am Dienstag nach New York fahren, schrieb die Trump-Anhängerin auf Twitter.
Seit Januar 2021 vertritt sie den 14. Bundesstaat Georgia im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten. Greene ist bekannt dafür, Verschwörungstheorien zu verbreiten und regelmässig gegen Minderheiten zu hetzen.
(oee)